Das Rote Kreuz stellt sich vor

Veröffentlicht von Ilona Kanzler am

Anlässlich ihres diesjährigen Jubiläums haben sich die ehrenamtlichen Sanitäter der Bereitschaft Gunzenhausen, zusammen mit verschiedenen anderen Einheiten am letzten Samstag am Hafnermarkt vorgestellt. Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten Jugendrotkreuzler ihr Können und die aktiven Einsatzkräfte ihr Material der breiten Öffentlichkeit. Auch für das leibliche Wohl wurde hervorragend gesorgt. Trotz alledem vermissten sie das allgemeine Interesse der Bürger, für die sie ihre Freizeit regelmäßig einsetzen.

125 Jahre gibt es die Helfer des Bayerischen Roten Kreuz in Gunzenhausen. Aus Mitgliedern der Feuerwehr, des Turnvereins und der Arbeitervereine formte Dr. Heinrich Eidam 1891 eine „Sanitätskolonne Gunzenhausen“. Seit dem gliederten sich die Wasserwacht und das Jugendrotkreuz aus, es entstand der Rettungsdienst und der Fahrdienst. Diese Strukturen bringen eine große Vielfalt an Arbeitsfeldern in der Rotkreuzbewegung und genau diese Vielfalt hatten die Gunzenhäuser Sanitäter auf dem Sparkassenparkplatz sehr umfangreich dargestellt.

Sich selbst haben die Jubilare mit einem Krankenwagen und ihrer mobilen Wache vorgestellt. Das Fahrzeug, welches ursprünglich aus dem Rettungsdienst stammt, wird überwiegend im Sanitätsdienst eingesetzt. Auch die „San-Karre“, die es zu bestaunen gab, wird auch noch heute bei Großveranstaltungen eingesetzt. Die zwei großen LKW’s aus Treuchtlingen und Abenberg werden ebenfalls bei solchen Ereignissen eingesetzt und waren auf dem Gelände ein gewisser Anziehungspunkt. Den Rettungswagen sieht man normalerweise nur von außen, am Samstag konnten interessierte Bürger auch mal nach innen schauen und auch mal ein kleines Elektrokardiogramm schreiben oder auch mal Blutdruck messen lassen. Der neuste Krankenwagen aus Gunzenhausen war ebenfalls zu bestaunen. Das Motorrad und das Einsatz-Quad waren die Highlights des Hafnermarktes, hier ließen sich nicht nur die Kinder auf den Gefährten fotografieren.

Das das Jugendrotkreuz (JRK) Gunzenhausen nicht nur in Wettbewerben und Leistungsvergleichen Größe zeigt, sondern auch tatsächlich einiges auf dem Kasten hat, durften die Besucher und diensthabende Einsatzkräfte der heutigen Leistungsschau des Bayerischen Roten Kreuz auf dem Hafner-Markt in Gunzenhausen mit eigenen Augen sehen. Anlässlich der drei einzigen aktiven Vorführungen dieser Leistungsschau mussten lediglich vier der jungen Sanitäter mit 5 bis 7 Verletzten und Betroffenen eines (selbstverständlich gestellten) FahrradUnfalls zurecht kommen – etwas, was selbst gestandenes Rettungsdienstpersonal zum schwitzen bringen kann. Nicht jedoch die Kinder und Jugendlichen aus Gunzenhausen: Die mehrfach ausgezeichneten besten bayerischen Jugendrotkreuzler meisterten diese Situationen mit Bravour, und versorgten alle Verletzten fach- und sachgerecht innerhalb weniger Minuten – selbstverständlich inklusive eines ordnungsgemäßen Notruf an die Notrufnummer 112 (Integrierte Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr) sowie der Übergabe an den Rettungsdienst.

Der örtliche JRK-Leiter Guido Liedtke, welcher die Vorführungen mit Kommentaren und erklärenden Worten für die Zuschauer begleitete, zeigte sich auch wieder mehr als nur begeistert von seiner Truppe: „Die Zuschauer konnten sehen, das unsere Kinder und Jugendlichen nicht nur besser Erste Hilfe leisten können, als der durchschnittliche Erwachsene – man konnte auch deutlich erkennen, das Engagement und Courage gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Auf Menschen zugehen und sie nicht alleine lassen – auch wenn es nur tröstende Worte sind – ist viel wichtiger, als der größte Rettungswagen oder das beste Rettungsgerät.“ Natürlich zeigte das JRK Gunzenhausen an seinem Stand auch vieles Andere, was Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 27 Jahren im Jugendrotkreuz erwartet: Spannende Technik (Notfunkvorführung), Spiel, Spannung, Spaß und vor allem immer gute Laune.

Leider war die Leistungsschau insgesamt mehr als nur schlecht besucht. Das Echo bei den anwesenden Zuschauern war zwar äußerst positiv, aber der größte Teil der Bevölkerung hat den schönen Vorsommer-Tag wohl eher genutzt, um einkaufen zu gehen, den heimischen Garten zu pflegen oder sich an den fränkischen Seen zu entspannen – als sich über eine Organisation zu informieren, welche zu ihrem Wohl tagtäglich im Zeichen der Menschlichkeit im Einsatz ist.

„Es ist leider immer mehr zu beobachten, das wir – das Rote Kreuz – als eine Selbstverständlichkeit hingenommen werden, und das die Bevölkerung nicht mehr zwischen Haupt- und Ehrenamt unterscheiden kann und somit voraussetzt, das jeder Helfer tatsächlich bezahlt wird und somit gefälligst sofort zu erscheinen hat, wenn jemand in Not ist“ so JRK-Leiter Guido Liedtke. Bereitschaftsleiter Paul Pfeifer, der diese Leistungsschau federführend organisiert hat, stimmt dieser Aussage zu: „Wir geben unsere Freizeit genau so wie jeder Feuerwehrmann oder THW Helfer, werden aber wie Helfer zweiter Klasse behandelt. Das ist deprimierend!“

 

Text: Paul Pfeifer und Guido Liedtke